Internationaler Mädchentag am 11. Oktober 2020: In Jugendgemeinderäten ist die Geschlechterparität fast erreicht Junge Frauen in Jugendgemeinderäten: „Es ist empowernd, gehört zu werden und durch sein Engagement etwas zu bewegen.“ Ein Großteil der Mädchen ist politisch interessiert, allerdings engagiert sich nur jede Fünfte bei politischen Themen. |
Sersheim, 8. Oktober 2020 – 68 Prozent der Mädchen interessieren sich für politische Themen, aber nur bei 19,6 Prozent von ihnen schlägt sich das in einem politischen Engagement nieder.[1] „Um diese Lücke zwischen Interesse an Politik und tatsächlichem Engagement zu verringern, brauchen wir noch mehr Angebote der politischen Bildung, die Mädchen darin fördern, öffentlich das Wort zu ergreifen“, fordert Birgit Schiffers, stellvertretende Geschäftsführerin der Jugendstiftung Baden-Württemberg. Politisch interessierte junge Frauen sollten noch stärker dazu ermutigt und darin unterstützt werden, sich in Jugendorganisationen von Parteien oder anderen Organisationen zu engagieren. Ein Ort, an dem das bereits gut gelingt, sind Jugendgemeinderäte. „In den Jugendgemeinderäten in Baden-Württemberg fehlen nach aktuellen Schätzungen nur noch ca. fünf Prozent, damit Mädchen und Jungen in den Gremien in gleicher Zahl vertreten sind“, stellt Nina Kohler, Sprecherin des Dachverbands der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg, fest. Das sei auch deshalb wichtig, weil Jugendgemeinderäte bedeutende Nachwuchsorganisationen für höhere politische Ämter seien. Wie die Diskussion um eine paritätische Listenaufstellung im Landtag Baden-Württemberg im vergangenen Jahr gezeigt hat, ist das Thema Geschlechterparität in Parlamenten auch auf Landesebene hochaktuell. Mit einem Frauenanteil von 26,6 Prozent gehört der Landtag Baden-Württemberg nicht nur zu den Länderparlamenten mit der geringsten Frauenquote (nur in den Parlamenten von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sitzen prozentual noch weniger weibliche Abgeordnete[2]), sondern schneidet in puncto paritätischer Besetzung auch deutlich schlechter ab als der durchschnittliche Jugendgemeinderat mit seiner Frauenquote von ca. 45 Prozent. Durch das Engagement in Jugendgemeinderäten erwerben Frauen wichtige Kompetenzen für das spätere Berufsleben Wie eine erfolgreiche weibliche Karriere in der Kommunalpolitik starten kann, zeigt Isabell Steidel aus Heilbronn. Die 23-jährige Gemeinderätin war schon im Jugendgemeinderat, in der grünen Jugend und im Vorstand des Kreis- und Ortsverbands aktiv. Nun kandidiert sie im Rahmen der Bundestagswahl 2021 für die Grünen im Wahlkreis Heilbronn. „Zu erleben, wie viel man – durch Politik ausgelöst – direkt vor Ort bewegen kann, bestätigt mich in meinem Engagement“, so Isabell Steidel. Diese Erfahrung kennt auch Eva Städele, Sprecherin im Jugendgemeinderat Weingarten: „Es ist empowernd, gehört zu werden und durch sein Engagement etwas zu bewegen. Außerdem findet man sich in komplett neuen Rollen wieder, in denen man sich selbst zuvor nie gesehen hat.“ Das seien nicht zuletzt Kompetenzen – ebenso wie Zeitmanagement, Netzwerkpflege und Konfliktfähigkeit – , die später im Berufsleben nützlich seien. Beide Frauen ermutigen deshalb gerade Mädchen und junge Frauen, sich ein politisches Amt zuzutrauen und sich für ihre Positionen einzusetzen – zum Beispiel im Jugendgemeinderat. Zum Internationalen Mädchentag am 11. Oktober 2020 erscheint auf der Website des Dachverbands der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg ein Interview mit Isabell Steidel, Gemeinderätin aus Heilbronn. Über den Dachverband der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg
[1] Wolfgang Antes, Valerie Gaedicke, Birgit Schiffers: „Jugendstudie Baden-Württemberg 2020“. [2] Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stand April 2020.
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