Interview mit Katharina Wellstein

|Dachverband

Heute ist internationaler Tag der Menschen mit Behinderung. Im Dachverband beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Diversität im Beteiligungsprozess von Jugendlichen, wobei auch kein Weg am politischen Engagement mit Einschränkungen vorbeigeht. Daher möchten wir auch mit Personen sprechen, die zu diesem Thema einen besonderen Bezug haben. EIne diese Personen konnten wir für ein Interview gewinnen: Katharina Wellstein. Sie ist 15 Jahre alt und besucht das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum in Stuttgart mit dem Schwerpunkt Lernen. An dieser Schule werden Kinder mit einer Lernschwäche individuell gefördert.

Hallo Katharina! Zunächst einmal die Frage: Wie engagierst du dich? Wo bist du aktiv?
Hallo! Ich bin seit der fünften Klasse Klassen- und Schülersprecherin an meiner Schule. Darüber hinaus bin ich seit ungefähr zwei Jahren Mitglied im Landesschülerbeirat. Dabei vertrete ich die Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren im Regierungsbezirk Stuttgart.

Welche Vorteile hat deine Behinderung bei deinem Engagement?
Besondere Vorteile bei meinem Engagement sehe ich gerade darin, dass meine Stimme und meine Erfahrungen im Gremium angehört werden. Gerade wenn es um Themen geht, die mich besonders betreffen, wurde ich immer gehört und habe das Gefühl ausreichend repräsentiert zu sein. Beim LSBR und auch in der Schule konnte ich bei Themen, die vor allem den Alltag in Förderschulen betreffen immer sehr viel berichten und meine Perspektive zeigen.

Wie bist du auf den LSBR aufmerksam geworden?
Tatsächlich hat mich einer meiner Lehrer auf den LSBR aufmerksam gemacht. Nachdem ich mich dann darüber informiert habe, stand auch der Entschluss fest, mich dort zu engagieren. Dabei ist anschließend alles relativ reibungslos und unproblematisch verlaufen: Bei der Wahl der Mitglieder bin ich erschienen und wurde erfreulicherweise direkt gewählt!

Hast du auch erlebt, dass dir von deinem Amt im LSBR abgeraten wurde?
Von Seiten des LSBRs wurde ich bei der Wahl direkt sehr herzlich aufgenommen und freundlich empfangen, an ein Abraten kann ich mich nicht erinnern. Auch heute noch finde ich die Atmosphäre hier sehr angenehm und freue mich ein Teil des Teams zu sein!

Hast du das Gefühl, manchmal bei deinem Engagement nicht berücksichtigt zu werden?
Das kommt immer auf die Themen an, so pauschal kann man das nicht beantworten. Bei manchen Themen wurde auf meine Meinung weniger Rücksicht genommen als auf die Meinung von anderen Personen im LSBR. Das hat mich schon etwas traurig gemacht und bedrückt. Im Gegensatz dazu wurde ich bei anderen Themen, die beispielsweise die Förderschulen betreffen, umso mehr gehört. Bei diesen Themen wurde meine Meinung dafür besonders berücksichtigt. Das freut mich dann auch umso mehr, denn da kann ich meine Erfahrung und Perspektive dann auch direkt wiedergeben.

Wie beurteilst du die Repräsentanz von Menschen mit Behinderung in Beteiligungsgremien?
Aus meiner Sicht gibt es leider nur wenige Personen mit Behinderungen, die sich aktiv in Beteiligungsgremien engagieren. So bin ich beim LSBR derzeit die Einzige. Ich würde mir wünschen, dass sich in Zukunft mehr Menschen mit Behinderungen engagieren! Meistens möchten oder trauen sich viele auch nicht, über ihre Einschränkungen zu reden oder gar sich dafür in einem größeren Rahmen zu engagieren.

Was wünscht du dir in der Zukunft für deinen Posten beim LSBR?
Leider darf ich selbst bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten. Daher wünsche ich mir, dass mein Posten auch in Zukunft vertreten sein wird. Diese Person sollte wie ich genauso viel Spaß an der Vertretung der Schulen haben und einfach auch eine andere Sichtweise in die Gremien einbringen können. Ich möchte, dass auch in Zukunft Förderschulen im LSBR vertreten werden, denn wir haben ebenso eine Berechtigung der Vertretung im LSBR wie andere Schularten. Diese Meinungen müssen ebenfalls repräsentiert werden und von Personen auch eingestanden werden.

Vielen Dank für deine Worte, liebe Katharina!